Pfarrkirche zur Unbefleckten Empfängnis Mariens in Tobelbad
Das Gotteshaus wurde im Jahre 1628 – 1630 von den steirischen Landständen nach den Plänen des Baumeisters Bartolomeo di Bosio für die im Sommer in Tobelbad weilenden Badegäste gebaut.
Vom Jahre 1630 bis 1786 betreute ein eigens von den Ständen hiefür besoldeter Priester die Badegäste; während der Badesaison war mittwochs und sonntags ein Gottesdienst. Tobelbad war zu dieser Zeit noch keine eigentliche Ortschaft, sondern bestand nur aus den Gebäuden der ständischen Kuranstalt. Im Jahre 1786 wurde in Tobelbad eine Lokalkaplanei errichtet, deren Gebiet die Ortschaften Haselsdorf, Haselsdorfberg und Badegg umfasst. Erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und vor allem im 20. Jahrhundert entwickelte sich in Tobelbad auch eine richtige Ansiedlung. Seit dem Jahre 1892 ist Tobelbad offiziell Pfarre.
Die Kirche ist ein achteckiger Zentralbau, der von einer Kuppel überwölbt wird. Im Osten des Oktogons sind das Presbyterium und eine Beichtkammer, im Norden die Sakristei und der Aufgang zur Orgelempore und im Westen eine Eingangshalle angebaut. Über der Beichtkammer befindet sich ein Giebelturm mit 3 Glocken. Im Jahre 1790 wurde das Gotteshaus wegen der Errichtung der Lokalkaplanei innen restauriert und erhielt den heutigen Altar: er wurde vom Bildhauer Jakob Peyer unter Mitarbeit des Tischlers Michael Hörmann errichtet, welche gleichzeitig auch die 1971 abgetragene Kanzel, deren Korb heute im Volksaltar eingebaut ist, schufen. Die Vergoldearbeiten besorgte Franz Karcher.
Das Hochaltarbild stammt aus dem Jahr 1790 und ist ein Werk des Anton Jandl. Dargestellt ist die Gottesmutter Maria als Immaculata, wie sie gerade der Schlange, dem Symbol des Bösen, den Kopf zertritt. Sie ist umstrahlt von der Sonne, der Mond unter ihren Füßen, um das Haupt ein Kranz von 12 Sternen.
Über den beiden Eingängen zur Sakristei zwei Tafeln mit römischen Zahlen als Hinweis auf die zehn Gebote Gottes.
Links vor dem Presbyterium Statue des Hl. Franz Xaver (+ 3. Dezember 1552), des großen Missionars. Rechts: Statue des hl. Josef.
Bemerkenswert sind die über den Fronbogen in Freskomalerei ausgeführten Wappen von ständischen Verordneten, und ein sich darüber befindendes Chronogramm, das besagt, dass die Verordneten, deren Wappen hier abgebildet sind, im Jahre 1730 den 100jährigen Bestand des Gotteshauses gefeiert haben. Die Wappen von links nach rechts sind:
1. Landeshauptmann Siegmund Graf von Wagensberg
2. Kilian, Abt von St. Lambrecht
3. Verordneter Amtspräsident Georg Joseph Graf von Schrattenbach
4. Ernst Sigmund Graf Trauttmannsdorf
5. Franz Leopold Freiherr von und zu Stadl
6. Sigmund Albrecht Graf von Rindsmaul
Die Glasfenster wurden, wie die Inschriften bezeugen, am Beginn unseres Jahrhunderts von Familien der Pfarre gestiftet.
Verfasst von Dr. Erich Linhardt, 1. Oktober 1982
Vom Römerstein zum christlichen Geheimnisträger
Festgottesdienst und Segnung des Steines mit Generalvikar Dr. Erich Linhardt am 5. September 2021
Mit der Renovierung des Türsturzes und seiner feierlichen Segnung wurde das Glaubensgeheimnis der Pfarrkirche Tobelbad gewürdigt.
Der Grundstein zum Bau unserer Pfarrkirche wurde am 20.6.1628 gelegt. Das Gotteshaus wurde 1630 zur Gänze fertiggestellt und am 13.6. von Bischof Jakob Eberlein konsekriert. Die Kirche war ursprünglich für die Gäste des Wildbad Tobelbad errichtet worden, wie aus einem Bericht hervorgeht in dem zu lesen ist, dass „im Toblbadt ein Capelle erpaut und vermitels deroselben die daselbst das Pad besuchen zu gewissen Zeiten Ihren Gottesdienst und Andacht haben kühnen.“ Wie auf der Lithografie von Joseph Franz Kaiser zu sehen ist hatte die Kirche nur einen Eingang, der von Westen, also direkt von der Straße, über einen gedeckten Stiegenaufgang zu erreichen war. Zwischen den Jahren 1830 und 1843 wurde dieser Aufgang abgetragen, die eine Tür zugemauert und nördlich und südlich am kleinen Vorraum Türen ausgebrochen. Der Türsturz des ursprünglichen Eingangs mit der Inschrift wurde neben der Kirche gelagert. Das Besondere dieses Steines ist, dass er in lateinischer Sprache das Glaubensgeheimnis mitteilt, dem diese Kirche geweiht ist: „16 MARIA SINE ORIG(inali)P(eccat)O CONCEPTA 2(9)“ – Maria ohne Erbsünde empfangen. Die Abbildung der Inschrift zeigt die künstlerische Ausgestaltung dieses Weihegeheimnisses (vgl. Linhardt 1991, 286).
Eine kurze Zeit in unserer Schulgeschichte wurde im Heimatkundeunterricht der Türsturz als Römerstein bezeichnet. In seiner Dissertation „500 Jahre Tobelbad“ belegt Erich Linhardt die tatsächliche Geschichte dieses Steins als waagrechten, steinernen Balken über dem Kircheneingang.
Die Witterung hat ihm im Laufe der Jahre zugesetzt und dank der Unterstützung zahlreicher Spender:innen konnte er renoviert und für die Winterzeit auch behaust werden. In seiner Segensfeier am 5. September wies Generalvikar Dr. Erich Linhardt darauf hin, dass dieser Glaubenssatz der unbefleckten Empfängnis Mariens erst 1854 zum Dogma erhoben wurde, im Stein aber bereits 1629 gemeißelt war. Dieses Glaubensgeheimnis gehörte also schon lange zum Glaubensschatz der Bevölkerung.
Margret Hofmann